Das Schöne und sein Biest
fagetti kommunikation • September, 2017
Schönes fasziniert, Schönes zieht an. Was wir als schön empfinden, ist zudem gut erforscht und viel weniger individuelle Geschmackssache als viele denken. Menschen, die wir als schön und sympathisch empfinden, verfügen alle über ähnliche oder gleiche Merkmale und gehören oft nicht zu den Auffälligsten. Auch folgt der gekonnte Umgang mit den Proportionen eines Raumes immer ähnlichen Mustern.
Schön gleich gut. Diese Gleichung wird im Marketing eingesetzt, seit es Werbung gibt. Da wird – in jeder Hinsicht und auf vielfältigste Art – die passende Schoggi-Seite in Szene gesetzt oder Produkte unter Berücksichtigung dieser Kriterien (Apple lässt grüssen) entwickelt.
Nun erleben wir, wie Technologisierung und Digitalisierung die Instrumente zur Erstellung guten Designs mehr Menschen zugänglich und einfacher einsetzbar machen. Und wie uns die zahlreichen Kommunikationskanäle die Bilder des Schönen täglich, stündlich, minütlich auf die Bildschirme spülen. Was passiert? Es wird im Idealfall mehr Schönes hergestellt und häufiger verbreitet. Gut, oder? Was empfinden wir dabei? Verlieren wir das Interesse, weil das Schöne langweilige, austauschbare Massenware wird oder wenden wir uns, quasi als Ausgleich, vermehrt Unschönem zu?
Jedenfalls kann zu Schönes auch hinderlich sein. In der politischen Kommunikation können zu stark «auf schön» getrimmte Bilder und Botschaften unecht und unehrlich wirken. Oder zu auffällig inszenierte Schönheit spricht Menschen nicht an, weil sie sich darin nicht spiegeln können. Und wenn der Billigdiscounter mit seiner Preisstrategie die Aktionsbroschüre auf Hochglanz druckt und mit ästhetischem Leerraum füllt, verfehlt er ziemlich sicher sein Publikum und das Verkaufsziel.