Aufräumen mit 2020

fagetti kommunikation   •   Oktober, 2020

«Wenigstens beim Ablauf der Monate hält sich das Jahr 2020 an die Vorgaben.» Dieser Satz – kürzlich gelesen bei Instagram – bringt in wenigen Worten viel unter. Verunsicherung, Unwägbarkeit, Druck, Frust. Aber auch Gelassenheit dank Humor, Frohsinn und Ironie. Und indirekt auch ein Verstehen der Bedeutung von Ritualen.

2020 fordert. Corona bestimmt unseren Alltag, ob wir wollen oder nicht. Dass Menschen dabei oft nicht zwischen gefühlten und tatsächlichen Schwierigkeiten unterscheiden, ist nachvollziehbar, wenn auch nicht immer legitim. Wo genau haben wir tatsächliche Schwierigkeiten aufgrund der besonderen Situation? Und was sind «gefühlte Schwierigkeiten»? Vielen fehlt vielleicht nicht mal so sehr der tatsächliche Eventbesuch. Allein die Tatsache, dass sie nicht hingehen könnten, wenn sie wollten, löst Frust aus.

Oder dann ist da die Sache mit der Arznei Echinaforce. Am Vormittag ging die Meldung durch die Medien, dass das Mittel der A.Vogel AG aus dem thurgauischen Roggwil womöglich gegen Corona helfe, am Nachmittag waren die Regale leergekauft und bei Ricardo konnten die Pillen für kurze Zeit zu irrwitzigen Preisen ersteigert werden. Dabei ist eine Wirksamkeit nicht erwiesen.

2020 belastet. Es belastet vielleicht mehr als viele erwartet haben oder zugeben mögen.

Wie stärken wir uns jetzt in Unternehmen und Organisationen, wo viele spüren, dass wir nicht einfach zurück zur Vor-Corona-Zeit können? Instinktiv wissen viele, dass es (diesmal) mit zu simplen Aufrufen zu Optimismus nicht getan ist. Als Infizierter, behandelt mit den besten Medikamenten, aus einem gepanzerten Wagen heraus winken, wirkt … «nordkoreanisch». Und zynisch. Einfache Antworten, die sich auch im Populismus oder in Verschwörungstheorien äussern, entpuppen sich als unbefriedigend und ungenügend (wenn auch zur Steigerung der gefühlten Sicherheit nachvollziehbar). Um mit Energie und gesunder Widerstandskraft weitergehen zu können, dürfen wir das Jubelgeschrei der (scheinbaren) Optimisten nicht für bare Münze nehmen und dürfen gleichzeitig nicht ins Dauerjammern oder in Angststarre verfallen. Diese Balance verlangt viel und ist der anspruchsvolle Weg – aber der richtige.

Wie können wir nun unter Berücksichtigung dieser Aspekte in Unternehmen und Organisationen das Jahr abschliessen? Wie können wir Rückschau halten und Revue passieren lassen ohne lang nachhallendes Weh und Ach und einen Blick in die Zukunft wagen, der uns zuversichtlich und froh stimmt? Indem wir aufräumen.

Systematisches Aufräumen ist eine Grundaufgabe in der Unternehmensführung und sollte regelmässig geschehen. Das kann vom Umbauen der Matrix-Organisation bis zum Aufräumen von Daten und Ordnern im Firmencomputer gehen. Vom Debriefing einer eingeschlafenen Projekt-Gruppe bis hin zum Wegschmeissen überflüssig gewordener Marketingartikel. Aufräumen befreit von Überflüssigem, hilft abzuschliessen und macht den Weg frei für neue Ideen.

Der Zweck des Aufräumens ist aber auch die Aktualisierung und Verbesserung des Mindsets. Wer Mitarbeitende wünscht, die in anspruchsvollen Zeiten motiviert und veränderungsfähig mitarbeiten, sollte ihnen was zutrauen. Und ihnen vertrauen. Ihnen abseits einer simplen „Hurra-Kultur“ auch Raum geben für Schwieriges, Unaussprechliches, Ungelöstes. Immer in einem klar definierten Rahmen. Zum Jahresende hin mit Humor und spielerischer Freude. Ein solcher Rahmen bieten Clean-up-Aktivitäten, die Teil von Weihnachts- und Jahresabschlussfeiern sein können.

Wie solche Aktivitäten konkret aussehen könnten, sehen Sie auf unseren Social-Media Kanälen Instagram und Facebook. Für einen Abend die Flucht in die Karibik antreten und «2020 rauchen».

Oder an einer Fuck-up-Night im «Beichtstuhl» erzählen, was man 2020 vermasselt hat, ganz ohne Corona. Oder die zwölf Monate des Jahres in Flaschen packen und sie zum Abschuss freigeben. Die aus eigener Sicht schlimmsten drei Monate dürfen abgeschossen werden. Wie Lucky Luke. Man wird den eigenen Schatten zwar nicht los, wenn man auf ihn schiesst, wenn man aber mal zur Seite tritt, hat die Wand, vor der man steht, vielleicht ein paar Löcher bekommen, durch die nun das Licht hindurch scheinen kann.