Der bewegte Mensch
fagetti kommunikation • November, 2017
Alles fliesst. Stets ist alles miteinander verbunden und in verändernder Bewegung. Das Prinzip panta rhei gehört in der Kommunikation zur strategischen Planung und hilft, Kommunikationsabläufe zu verstehen und zu nutzen. Heute verstärkt sich die Bedeutung dieses Aphorismus vielleicht noch. Mit der technologischen Entwicklung entstehen sehr viel mehr und auch günstigere Möglichkeiten zur laufenden Verbreitung von Informationen.
Wichtige Medienkonferenzen werden live übertragen und können auf dem Handy mitverfolgt werden, Werbespots laufen nicht nur im TV sondern auf zig-verschiedenen Kanälen im Internet, CEOs erreichen ihre Mitarbeitenden live über den eigenen Video-Kanal, wenn nötig auf der ganzen Welt. Vor allem das bewegte Bild in Video, Clip oder Film hat enormen Zulauf. Die sozialen Medien, das Internet generell werden immer «filmtauglicher», Streaming-Funktionen verbessern sich, kombiniert mit verbesserter Verfügbarkeit überall auf allen Geräten unterstützen sie die Verbreitung von News, Stories und Botschaften. Und beschleunigen damit Wechselwirkungen.
Wie attraktiv diese Bewegtbild-Kommunikation ist, belegen eindrückliche Zahlen. Viermal mehr Konsumenten bevorzugen es, ein Video über ein Produkt anzuschauen, als nur etwas darüber zu lesen. Auf Facebook haben Videobeiträge 135% mehr organische Reichweite als Fotobeiträge. 2015 verbrachten die 18- bis 49-jährigen weniger Zeit vor dem Fernseher, während ihre Zeit auf YouTube um 74 Prozent anstieg. Mehr als die Hälfte der Views stammt von mobilen Geräten. Zuschauer, die sich auf YouTube Werbespots komplett ansehen oder zumindest 30 Sekunden lang, besuchen oder abonnieren mit 23mal höherer Wahrscheinlichkeit den Markenkanal, sehen sich mehr über die Marken an oder teilen ein Markenvideo.
Man muss nicht jedem Trend hinterherrennen und Statistiken darf man misstrauen. Wir wären aber vorsichtig damit, das als Hype abzutun. Natürlich liegt zwischen Spot anschauen, Botschaft aufnehmen und Produkt kaufen ein Weg, der zurückgelegt werden muss. Das kennen wir allerdings auch von klassischen Kampagnen mit gedruckten Inseraten und Plakaten. Wer ein Inserat sieht, hat noch keinem Kaufimpuls nachgegeben. Und wer die Nachricht vom Chef live per Video erhält, hat sie deswegen nicht automatisch verstanden.
Da sind wir wieder beim panta rhei der alten Griechen und den fliessenden, verändernden Wechselwirkungen zwischen Nachricht, Botschaft, Absicht, Absender und Empfänger. Der Umgang mit diesen Wirkungen gehört aber schlicht zur Grundaufgabe der Kommunikation – vermutlich seit der Zeit der alten Griechen. Diese Aufgabe und Herausforderung bleibt. Mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung wird sie aber um eine interessante Dimension reicher.