Klar, am Ende sind wir alle tot
fagetti kommunikation • Juli, 2020
Wir sind zu viel und wollen zu viel. Und zu viel würden wir mit dieser Haltung kaputt machen. Seit Corona steht dieser Vorwurf noch lauter schreiend im Raum. Die Anklage ist lang. Wir sind zu viel Fleischesser, zu viele Touristen, ja auch zu viele Haustiere, zu viele Autofahrer, zu viele Büromenschen, zu viele Individualisten, zu viele 100jährige… Die Klimadebatte scheint nur der Vorläufer gewesen zu sein. Braucht es die Ferienreise? Das neue Auto? Den Restaurantbesuch? Das Fitnessstudio? Den Sonntagsausflug? Die Berührung? Die Umarmung? Den Kuss? … Natürlich braucht es keine Kirschen auf der Torte, es braucht vielleicht oft auch kein swiss finish. Aber letztlich müssen wir auch nicht mit Messer und Gabel essen, um zu überleben. In Frage stellen lässt sich sehr vieles, schliesslich sind wir am Ende alle tot.
Aber oft lassen wir uns doch was vormachen. Von jenen, die uns einreden wollen, dass viel wollen viel kaputt mache und das, was gut und richtig ist, ohne viel Zutun von alleine funktioniere und sich durchsetze. Ohnehin sei ja alles auf die eine oder andere Weise irgendwie gut, schön und richtig. Sie reden uns ein, dass sich dieses Richtige ohne Widerstand von aussen, ohne diese Energie des Selberwollens und des Besserseinkönnens durchsetzt. Und ohne den Willen des Vorwärtskommens. Dafür mit viel Vorschuss-Applaus von allen Seiten, mit Moralismus statt Moral, mit «gelenkter Individualität», mit einer in Toleranz verkleideten «alles ist okay»-Haltung. Viele ignorieren, wie wenige Follower gute Ideen zu Beginn oft haben. Wie viel Widerstand ihnen entgegenschlägt – in jeder Form. Und wie viel Wollen, Müssen, Disziplin und Verzicht es braucht, um einer Idee zum Erfolg zu verhelfen.
Die grosse Leistung von Thomas Edison war nicht die Glühbirne an sich sondern die flächendeckende Stromversorgung (wofür es einen Haufen Leute drum herum benötigte). Und Steve Jobs‘ Verdienst ist letztlich nicht das Smart-Phone-Gerät sondern die Idee dahinter, die Verknüpfung mit dem Internet, die Möglichkeit der Apps etc. Oder können Sie sich heute noch vorstellen, dass wir das SmartPhone ohne Internet nur zum Telefonieren benutzen?
Gerade oder vor allem jene, die «viel wollen» wissen, wie entscheidend es ist, nicht alles zu tun und nicht alles zuzulassen, nicht alles zu akzeptieren oder schulterzuckend hinzunehmen. Und das jeden Tag, bei grossen und kleinen Ideen und Gedanken, bei wichtigen und scheinbar weniger wichtigen Arbeiten und Aufgaben.