Dort sein, wo die Musik spielt
fagetti kommunikation • Juni, 2018
Kennen Sie die Geschichte des Musikers Joshua Bell, der in einer U-Bahn-Unterführung in New York auf seiner 3.5 Millionen teuren Violine sechs Stücke von Bach spielte? Kaum jemand nahm Notiz von ihm, nur sechs Menschen blieben in diesen 45 Minuten stehen. Zwei Tage zuvor spielte er dieselben Stücke an einem hochstehenden, renommierten Konzert in Boston. Standing ovations.
In einer Welt schneller technologischer Entwicklungen und grösserer Umwälzungen, durchlässigerem Wissenstransfer mit weniger (oder mehr, je nach Blickwinkel) Gatekeepern und ununterbrochener Kommunikation in zig Kanälen wird es für Dienstleistungen und Produkte im Kampf um Kunden immer wichtiger, die Excellenz eines Joshua Bell zu erkennen, auch wenn er in der U-Bahn spielt. Unternehmen, Organisationen und Institutionen müssen also zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten zusammenarbeiten können, ungeachtet des Rahmens, sie müssen Qualität und Kompetenz jenseits von Hierarchie und dem Geschnatter von «loudest ducks» erkennen, Innovationen sehen und unbürokratisch fördern und so weiter. Das hat Folgen für die Kommunikation nach innen und aussen. Stichworte sind Change Kommunikation, Employer Branding, Corporate Publishing, Content Marketing etc.
Rein formal begründete Hierarchien können im Wettbewerb nur noch bestehen, wenn sie auch inhaltlich – also vornehmlich analytisch-logisch, organisatorisch-planerisch, intellektuell und gestalterisch kreativ und menschlich – mit ihren Leistungen überzeugen.
Denn was passiert, wenn Unternehmen und Organisationen nicht wahrnehmen (wollen), wenn Vögel vor ihnen sitzen, die fliegen können? Und ihnen das, was sie (besser) können, zuerst wegnehmen, um es ihnen wieder «zurückzugeben»? Im Idealfall können die Vögel sie von ihren Fähigkeiten überzeugen. Wenn nicht, fliegen manche weg. Sie suchen sich jemanden, der sieht, wer sie sind. Andere werden vielleicht aus dem Nest geschubst. Wiederum andere bleiben und beginnen, übers Fliegen nachzudenken. Im schlimmsten Fall fliegen sie irgendwann nicht mehr. Berater, Vorgesetzte und Projektleiter sehen das dann und denken sich: «Hab ich es mir doch gedacht, da muss ich was tun». Aber dann spielt die Musik bereits woanders.