Beziehungsstatus: nicht befreundet

fagetti kommunikation   •   August, 2019

Unternehmen und Mitarbeitende kommen sich näher. Die Du-Kultur hat das förmliche Sie längst ersetzt. Sogar Banken verzichten auf starre Kleiderordnungen und schenken ihren Mitarbeitenden gleich selber Sneakers.

Diese Form der Nähe ist aus Unternehmenssicht kein l’art pour l’art, sondern soll dem guten Miteinander dienen und das kollegiale und letztlich produktivere Zusammenarbeiten unter Arbeitskolleginnen und -kollegen oder Geschäftspartnern fördern. Austausch, miteinander reden, auch mal darüber, was man am Wochenende machte, oder eine gemeinsame Unternehmung am Rande der Arbeit sind ohne Zweifel sehr gut und der Qualität des Zusammenarbeitens zuträglich. Da gibt es in zahlreichen Firmen handfeste Erfahrungen dazu. Und selbstverständlich können, sollen und dürfen auch echte Freundschaften und mehr entstehen.

Wenn das Unkomplizierte und Nahe aber nur benutzt wird und es dann noch dazu führt, dass Unangenehmes, Kritisches und Schwieriges nicht mehr ausgesprochen oder business-needs und business-wants nicht mehr auseinander gehalten werden (können), dann entwickelt die Arbeitskultur einen doppelten Boden, auf dem im schlimmsten Fall das Kumpel-Klima zum Klumpen-Risiko wird. In wichtigen Change-, Innovations- und Transformationsphasen kann eine falsch interpretierte Klimaerwärmung zu Fehlentscheiden führen, die starken Einfluss auf den Geschäftsgang haben.

Es geht also um Balance. Um Balance, die keine Gleichmacherei ist. Balance halten bedeutet nicht, alles zu «vereinheitlichen» oder gleichzuschalten und alles in einen undefinierbaren Brei stilisierter Emoji-Freundlichkeit zu verwandeln. Balance halten – und das ist eine permanente Herausforderung – bedeutet, dass man unterschiedliche Befindlichkeiten und Bedürfnisse gutheisst und ihnen – zum Beispiel Nähe und Distanz – Raum zugesteht.

Von der jungen Generation hört man wieder öfter: Wir definieren selber, wen wir Freund nennen. Die Welt der Social-Media-Freundschaften hat sie sensibilisiert. Sie schauen genauer hin, wählen genauer aus, prüfen genauer. Auch bei ihren Arbeitgebern. Und das ist gut so. Das Signal: Mal zusammen ein Glas Wein trinken oder beim Firmen-Event unbeschwert lachen, kann selbstverständlich das Miteinander im Büroalltag erleichtern, aber verzichtet bitte auf eine übertriebene, aufgesetzte «Hurra-Kultur», wir müssen nicht miteinander befreundet sein, um gut zusammenarbeiten zu können.

Vielmehr müssen wir jeden Tag in der Lage sein, unsere Befindlichkeiten zurückzustellen und unser Handeln und Arbeiten in den Dienst der Sache stellen. Wer danach kollegialen und freundschaftlichen Umgang mit seinen Geschäftspartnern und Arbeitskolleginnen und -kollegen pflegt, macht das in der richtigen Reihenfolge. So entsteht gute Arbeit. Und Freundschaften, die auch aushalten können. Es heisst ja: zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.

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